Skip to main content

    Projekt „Hilfen für Kriminalitätsopfer mit Hörbehinderung“

    Die WEISSER RING Stiftung will in einem Projekt Angebote entwickeln, die Opfern mit Hörbehinderung helfen, ihre Interessen nach einer erlebten Gewalttat besser zu vertreten.

    Hintergrund sind die Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen im Leben hörbehinderter Menschen, die sich in vielerlei Hinsicht deutlich von denen normalhörender Menschen unterscheiden, egal ob diese unter anderen Behinderungen und Beeinträchtigungen leiden oder nicht. Gehörlose und hörbehinderte Kriminalitätsopfer haben oft große Probleme, ihre Belange bei Behörden, Polizei und Gerichten zu vertreten sowie Unterstützung durch Opfereinrichtungen und andere Hilfen zu bekommen.

    Die Kommunikationsprobleme gehörloser oder hörbehinderter Menschen bestehen nicht nur darin, dass sie sich mit Hörenden lediglich über einen Gebärdendolmetscher verständigen können, der im Notfall (etwa nach einer Straftat bei der Polizei oder bei ärztlichen Untersuchungen) nicht zur Verfügung steht. Gehörlose haben oft auch Schwierigkeiten bei schriftlichen Aussagen oder Dokumentationen. Denn die Hauptsprache eines Gehörlosen ist die Gebärdensprache mit eigener Grammatik und mit eigenen Wort- und Satzbedeutungen, die sich – wie bei einer Fremdsprache – nicht eins zu eins übersetzen lassen. Bei schriftlichen Aussagen kann es deshalb immer wieder zu Irritationen durch Übersetzungs- oder Verständnisfehler kommen. Meist bemerken Gehörlose das nicht sofort. Spätere Korrekturen sind schwierig und stoßen bei Hörenden vielmals auf Unverständnis.

    Seminar zum Projekt, Foto: WEISSER RING

     

    Gehörlose Gewaltopfer fühlen sich oft allein gelassen. Freunde und Angehörige können nicht helfen, sind mit der Situation überfordert. Beratungsangebote oder andere professionelle Unterstützung für Gehörlose in Gebärdensprache sind rar. Das muss sich ändern."

    Sofia Wegener, Beauftragte für gewaltschutz beim Deutschen Gehörlosen-Bund

     

    Diskriminierung und Gewalt gegen hörbehinderte Menschen findet in vielen Fällen auch im sprachlich-kommunikativen Bereich statt. Ein Großteil der Betroffenen hat aufgrund einer Schulbildung ohne Gebärdensprache ein erhebliches Sprachdefizit. Der Zugang zu Aufklärung, Information und Beratung ist für diese Menschen erschwert. Auch können sie sich verbal deutlich weniger selbst verteidigen. Beratungsmöglichkeiten und Anlaufstellen für Menschen in schwierigen Lebenslagen, etwa Angebote des WEISSEN RINGS, bleiben deshalb oft ungenutzt. Aus diesem Grund will die WEISSER RING Stiftung verschiedene Instrumente entwickeln und testen, mit denen gehörlose oder hörbehinderte Opfer einen erleichterten Zugang zu den ihnen zustehenden Hilfen bekommen.